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Thomas Parzer „Heit“
Das Leben im Moment, das Sein im Heute ist ein Ziel, das viele haben, aber schnell darauf vergessen. Thomas Parzer, Oberösterreicher mit niederösterreichischem Wohnort, hat einst mit der Band WAST schon vorexerziert, wie es gehen kann. Musikalisch. Textlich. Dialekt. Erdig. Nun will es der vielseitige Künstler wissen, hat seinem Songwriterdasein eine Frischzellenkur verordnet und viel Zeit dort hinein investiert, wo es zuerst einmal nichts zu verdienen gibt. Denn niemand kann abschätzen, ob Musik, ob Songs aus dem Leben auf Interesse stoßen. Nun denn: „Heit“ sollte es funktionieren, weil „Heit“ eine geradlinige Rock-Pop-Nummer ist, die schnell ins Ohr geht und gleichzeitig schnell fühlbar macht, dass hier nicht einer am Werk ist, der sich auf einen Markt hin orientiert, sondern der seine eigene Gewohnheit auf den Jahrmarkt der Eitelkeiten hinausträgt. In bemerkenswert uneitler Form.
„Heit“ ist der Auftakt für das Album „Pudelnockat“, in dem sich Parzer zehn Songs lang in seiner eigenen Stimmfärbung und in seiner Form, Texte zu formulieren, die sich manchmal im Fragmentarischen genügen, um noch Platz für eigene Gedanken zu lassen. Manchmal aber dann auch klar ansprechen, was Sache ist. „I woat bis wos passiert“ kann man wörtlich nehmen. Den vom Leben etwas abgelutschten Urheber solcher Worte sieht man da fast vor sich.
Es ist eine Balanceakt zwischen purer Energie und Zurückhaltung, zwischen feiner Beobachtungsgabe des Lebens und Haltung zu Fragen der Zeit, zu denen man nicht schweigen soll. Schon gar nicht als Künstler. Der Gleichschritt im Finale von „Fahne in die Erd“ lässt da schon ängstliche Gedanken aufkommen, dass wir als Menschen den Moment übersehen könnten, an dem das Miteinander in ein Gegeneinander, in ein Ausrichten und Vernadern verkommt.
Das leicht-flockige „Luftschloss“ geht ebenso als Beziehungslied durch wie „Pudlnockat“. Parzer spricht dabei nicht deutlich aus, sondern deutet an, wo sein Verständnis von Liebe und Partnerschaft zu Hause ist. „A bisserl wos geht immer“ könnte der Song sein, der als Motto für das Album taugt. Es geht immer etwas, wenn man nur an sich glaubt. „Pudlnockat“ ist das in zehn Liedern gegossene Lebensbekenntnis eines Mannes in den reifen Jahren, der offenbar die Zeit gebraucht hat, um nah bei sich zu sein und sich gar nicht zu verbiegen, wenn es darum geht, Hörerschaft zu finden. Und: Dass er es auch melancholisch kann, ohne dabei gleich in eine Depression zu verfallen, macht er in „Da Nebel foit ein“ hörbar.
Parzer hat sich ausgezogen, sein Innerstes nach außen gekehrt, steht zu sich selbst und hat die richtige Mannschaft gefunden, die ihm ein lässiges, fetziges und vielschichtig klingendes musikalisches Ich ermöglicht hat.